„Was in die Regale kommt, entscheiden die Kunden”

Metro-Regionalmanager Guido Mischok im Gespräch über neue Trends und die Internationalisierung der Berliner Gastronomie.

TEXT: VALERIA TRUSCHINSKI BILD: METRO AG

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uido, du warst für die Metro insgesamt acht Jahre in der Ukraine und in Russland. Wieso gerade dort?
Den Wunsch ins Ausland zu gehen und mich weiterzuentwickeln, habe ich schon immer verspürt. 2007 bekam ich dann die Möglichkeit, den Großmarkt in Kiew zu übernehmen und mit aufzubauen. Die Region hat mich persönlich schon im Vorfeld sehr interessiert, dementsprechend wurde ich vom Leben dort weder überrascht, noch enttäuscht.

Was ist dir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Vor allem habe ich gelernt, dass die Wünsche der Kunden im Grunde überall gleich sind. Es spielt keine Rolle, ob man in der Ukraine, in Russland oder in Deutschland arbeitet. Die Kunden wollen guten Service und die richtigen Produkte, mit der entsprechenden Qualität. Deshalb ist das Wichtigste, dem Kunden genau zuzuhören. Beeindruckt war ich allerdings von der Motivation der Mitarbeiter vor Ort. Diese Gier, sich zu entwickeln, etwas Neues zu schaffen und vor allem neue Dinge zu lernen, ist mir sowohl in der Ukraine als auch in Russland besonders positiv aufgefallen.

In Berlin gab es eine regelrechte Revolution in der Entwicklung der Gastronomie, die zuerst klein angefangen hat und immer größer wurde.

Seit 2015 bist du wieder in Berlin. Was genau sind deine Aufgaben heute?
Als Regionalmanager bin ich jetzt für die Märkte in Berlin und Brandenburg verantwortlich. Dabei stehen für mich drei Themen im Fokus: Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterführung und die Erreichung unserer definierten betriebswirtschaftlichen Ziele. Unser übergeordnetes Ziel ist es allerdings, dass wir uns vom traditionellen Abholgeschäft hin zum führenden Multichannel-Großhändler entwickeln. Früher kam der Kunde zu uns, kaufte die Ware und nahm sie mit. Heute lassen sich viele ihre Produkte direkt zu ihrem Betrieb liefern. Andere wiederum lassen sich einen Teil liefern, kommen für die Frischprodukte aber nach wie vor in den Großmarkt, weil sie den Kontakt zur Ware nicht verlieren wollen, die Qualität prüfen möchten oder aber sich von neuen Produkten inspirieren lassen. Wir wollen unsere Kunden dabei über alle Vertriebskanäle hinweg optimal bedienen.

Kannst du im Markt eine Internationalisierung der Gastronomie in Berlin erkennen?
Definitiv. In Berlin gab es eine regelrechte Revolution in der Entwicklung der Gastronomie, die zuerst klein angefangen hat und immer größer wurde. Vor allem in den letzten Jahren hat sich enorm viel in der Stadt getan. Es sind nicht nur die vielen Sterneköche, die Berlins Gastronomieszene ausmachen. Die Bandbreite an kulinarischen Angeboten ist groß. Keine andere Stadt in Deutschland hat so eine ausgedehnte internationale Küche wie Berlin. Auch die vielen hier ansässigen Startups tragen zum gastronomischen Bild der Stadt bei.

Wie ist die Verbindung zu den Startups in den Märkten?
Die Startups haben gute und vor allem kreative Ideen. Wir haben die Erfahrung und kennen unsere Kunden. Wir wissen genau, wo und zu wem eine bestimmte Idee oder ein bestimmtes Produkt passt. Wir bringen die Startups dann mit den Kunden zusammen, sodass sich diese selbst von der Idee überzeugen und sie unterstützen können. Ein tolles Beispiel ist Infarm, das wir auch in unserem Markt in Berlin-Friedrichshain haben. In einer platzsparenden, vertikalen Anbauanlage wachsen verschiedene Kräuter- und Gemüsesorten und das ganz ohne Pestizide. Somit behalten sie den vollen Geschmack und werden erst kurz vor dem Verzehr bei uns geerntet. Ein anderes Beispiel ist unser Hauptstadtbarsch von der ECF-Farm. Das Startup betreibt Aquaponik, also eine Verbindung von Fischzucht und Gemüseanbau mitten in Berlin. Mehrmals wöchentlich wird uns der Barsch ohne lange Transportwege frisch geliefert.

Also haben auch kleine und regionale Produzenten die Chance in die Metro- Regale zu kommen?
Auf jeden Fall. Was in die Regale kommt, entscheiden nicht wir, sondern die Kunden. Wir sind nur eine Schnittstelle, wir hören den Kunden zu und versuchen dann, den Wünschen gerecht zu werden. Dabei stehen die Themen Regionalität und Nachhaltigkeit sehr stark im Fokus und darauf legen wir großen Wert.