„Der Faktor Mensch ist für mich das Wichtigste”

Der Berliner Blogger Fabio Ziemssen scannt Startups nach neuen Ideen für die Zukunft der Food-Branche

TEXT: Valeria Truschinski BILD: Alejandra Loreto

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ie Schlange am Eingang des Unicorn Berlins ist riesig. Geduldig warten die Gäste auf den Einlass, um auf dem ersten Startup Food Market in Berlin auf kulinarische Entdeckungsreise zu gehen. Erstmals stellen dort nämlich mehr als 20 Gründerteams ihre Produkte und Ideen für die Trends von morgen vor. Mittendrin im Gewühl: Fabio Ziemssen, einer der Initiatoren der Veranstaltung.

„People, people, people.Sie machen den Erfolg aus”

Fabio ist nicht nur Eventplaner und Gründer des E-Food Blogs, sondern auch als „Head of Food Innovation und Food Tech” für die Metro Gruppe tätig. Er versteht sich als „Vordenker und Vernetzer”. Ihn beschäftigt vor allem die Nahrungsmittelkette – das „Food System”, und zwar nicht nur das gegenwärtige, sondern auch das zukünftige. Wer immer Ideen und Lösungen für die Herausforderungen der Welternährung und die Veränderung der Lebensmittelbranche entwickelt, kann sicher sein, dass sich Fabio dafür interessiert.

Wie werden wir uns in Zukunft ernähren? Wie wird der Handel in Zukunft aussehen? Wie werden sich Megatrends wie die Urbanisierung oder auch der Klimawandel auf die Ernährung auswirken? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich Fabio tagtäglich beschäftigt.

Ein anderes großes Thema, das den Food-Sektor nachhaltig verändert, hat Fabio schon früh für sich entdeckt: Die umfassende und anhaltende Digitalisierung. Befasste er sich zunächst nur mit dem Online Handel von Lebensmitteln, sucht er nun, gemeinsam mit der Metro, nach innovative Technologien und Startups im Bereich Food. Ansätze, die zur Nahrungssicherung für die wachsende Weltbevölkerung beitragen, interessieren ihn besonders.
Fabio pflegt sein Netzwerk und den Kontakt zu den Startups. Welche Startups von ihm unterstützt werden, komme auf unterschiedliche Faktoren an. Ob er die Startups aus der persönlichen oder der professionellen Perspektive sieht: Das Team und der Faktor Mensch sind für ihn dabei das Wichtigste. „People, people, people. Das sind die drei Erfolgsfaktoren”, fasst Fabio zusammen. „Nur ein gutes Team erkennt, reflektiert und hinterfragt seine Ideen auch.”

Sein Wissen teilt Fabio gern. Mit seinem Blog vernetzt er die Gründer aus dem Food- Bereich. www.efood-blog.com ist eine Plattform für den Dialog, die den Austausch und die Weiterentwicklung der Branche voranbringen will.

„Unser Food- System und unsere Wertschöpfungsketten werden sich in Zukunft stark verändern”, analysiert er. Aufgrund der sprunghaften Bevölkerungsentwicklung muss künftig immer mehr Nahrung produziert werden. Die weltweit nutzbare Fläche ist jedoch begrenzt und die noch verfügbaren Agrarflächen schrumpfen kontinuierlich. Lösungen müssen dringend her. Urban Farming könnte eine sein, denkt Fabio. Auch als Vertical Farming oder Indoor Farming bekannt ermöglicht das Konzept, Nahrungsmittel platzsparend und mit wenig Ressourceneinsatz direkt am Ort des Verzehrs anzubauen.

Weitere spannende Lösungsansätze sieht Fabio in den alternativen Ernährungsformen. „Also in Produkten, die Alternativen zum Fleischkonsum sind, in alternativen Proteinquellen wie Algen, Pilze aber auch Insekten“ erklärt er. Ein weiterer Trend im Food-Tech- Bereich ist das Internet of Things. Es treibt die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette voran. „Dazu gehört auch die Entwicklung und Vernetzung verschiedener Geräte, welche zusätzlich zur Transparenz mehr Rückverfolgbarkeit verschaffen.”

Dass die deutsche Hauptstadt der ideale Standort für Gründer ist, davon ist auch Fabio fest überzeugt. „Berlin ist eine sehr vielfältige und experimentierfreudige Stadt. Sie bietet eine wahnsinnig gute Infrastruktur unterschiedlichster Netzwerke.” Die richtigen Köpfe zusammenbringen, das ist Fabios Mission. Das Gedränge bei seinem nächsten Startup-Event wird wohl noch größer sein.