or 35 Jahren trank Ercan seine ersten Kaffee in Berlin. Zwischen Gemüseständen, Imbissläden, Junkie-Treffpunkten und Casinoreklamen, in dem Café, das er bald darauf neu eröffnen sollte: Das „Café Kotti“.

Die Gegend um das Kottbusser Tor sorgt seit vielen Jahren für Schlagzeilen: einen „Ort zum Fürchten”, eine „No-Go-Area” nennen die Berliner Tageszeitungen den Kiez und berichten von Taschendiebstähle, Drogendealern und Gewalt. Falls etwas in den Straßen um den Wohnkomplex Zentrum Kreuzberg herum passiert, weiß es der Betreiber des „Café Kotti“ als einer der Ersten.


In seinem Café am Kottbusser Tor fühlt sich Ercan „frei wie ein Wildschwein”. Wieder ertönt sein tiefes, glucksendes Lachen. „Wenn ich dieses Kreuzberg nicht hätte. Über das Diskutieren, das Zuhören bekommst Du einen aktuellen Eindruck von den verschiedenen Räumen, Ländern, Herkünften. Du lernst Realitäten kennen.” Vielfalt lässt ihn freier denken, freier handeln. Nach der Flucht aus der Türkei hat Ercan lange Zeit nach einem neuen Zuhause gesucht. Am Kottbusser Tor hat er es gefunden.
